Samstag, 11. Februar 2012 - 9 - 12 h


"ich und du" - Frühstücksgespräch zum Thema- Gemeinschaft  leben" 

Zum zweiten Frühstücksgespräch der mann!schafft mit dem Thema „Gemeinschaft“ trafen wir uns in kleiner Runde diesmal im Café Theobald in Herxheim. Was bedeutet Gemeinschaft für jeden in unserer heutigen sehr invidualisierten Welt: Gemeinschaft in der Familie mit Kindern, Gemeinschaft aber auch im Beruf und wenn die Zeit noch bleibt in Partei, Verein und Gemeinde und natürlich in der mann!schafft. Die persönlichen Erwartungen treffen auf die persönlichen und anderen Vorstellungen von vielen anderen. Konflikte bleiben nicht aus, wie geht man damit um, wer bietet Antworten?

Wir Menschen sind sehr verschieden – groß und klein, dick und dünn, laut und leise, zurück gezogen oder dem Leben zugewandter. Und in unserer heutigen Welt sieht es erst einmal so aus, als ob jeder für sich selbst kämpft, um sein Glück zu finden. Wenn man genau schaut, entdeckt man aber beim Menschen viele Verhaltensweisen, die ihn zum Gemeinwesen machen. Manches Gruppenverhalten ist oft unbewusst und nicht so deutlich und gar nicht kontrollierbar mit unserem biologischen Programm in der Evolution entstanden. Wie ansteckend ist doch Gähnen – einer beginnt, viele gähnen, sogar Lachen überträgt sich auf andere. Wie schnell kann sich eine Stimmung in der Gruppe hochschaukeln – Angst, Begeisterung. Und die kleinste Gemeinschaft – die Familie – hat ihr eigenes Gemeinschaftsprogramm – gemeinsames Unterstützen der Kinder, Feste feiern. Das Leben in der Gemeinschaft hat den Menschengruppen so viele Vorteile gegeben. Man kann die vielfältigen und sehr unterschiedlichen Fähigkeiten der Menschen gut nutzen, man kann auf unterschiedlichen Herausforderungen sehr differenziert reagieren.  Eine hoch ausdifferenzierte Sprache, gemeinsame Kultur (Kunst wie Mode) in der Großgruppe und sogar das gemeinsame Gebet in einer Kirchengemeinde sind Ausdruck dafür, dass die Gemeinschaft den Menschen wichtigstes Element ist.

Wie leiden Menschen, die aus einer Menschengruppe ausgegrenzt werden. Zufällig wie ein Robinson Crusoe, der in einer modernen Version im Film „Cast away“ alleine auf einer einsamen Insel strandet, und einen Volleyball, dem er ein menschliches Gesicht aufgemalt hat, zu einem stummen „Freund Wilson“ macht, mit dem er immer wieder Selbstgespräche führt und sich berät, und der ihn so vor Wahnsinn und völliger Verzweiflung bewahrt. Wie geht es alten Menschen, die alleine in der Wohnung fern von Ihren Kindern leben müssen, reduziert auf den Kontakt bei Ärzten.

Der Mensch ist Beziehung. Er definiert sich über andere als sein Spiegelbild des anderen: "Die anderen" sieht zum Beispiel Jean-Paul Sartre als wesentlich für die Meinung und das Urteil, das wir über uns selbst bilden. Martin Buber geht noch weiter. In seinen philosophischen Werken kommt bei Buber vor allem das Thema des Dialogs als anthropologisches Prinzip des Menschen zum Ausdruck. Sein Hauptwerk trägt den Titel Ich und Du und behandelt das Verhältnis des Menschen zu Gott und zum Mitmenschen als existentielle, dialogische und religiöse Prinzipien. Somit bildet der Mensch seine Identität vornehmlich in Relation zu dem ihn Umgebenden heraus: Erst die Begegnung mit einem menschlichen Gegenüber, dem „Du“ (Ich-Du-Beziehung), oder mit der dinglichen Welt, dem „Es“ (Ich-Es-Beziehung), ermöglicht eine Abgrenzung des „Ich“ von seiner Umwelt.

Beziehungen können sich in selbstverstärkenden Kreisläufen schnell in die eine oder andere Richtung entwickeln. Heftige Emotionen, destruktives unreflektiertes Verhalten zerstört eine Beziehung schneller als sie aufgebaut wurde. Eine Beziehung in einer Gemeinschaft kann durch positive Haltungen, freundliche Unterstützung nach und nach aufgebaut werden, so dass Vertrauen entsteht.

Wie fasst es der buddhistische Mönch Thich Nath Han in Worte: „Auf mich selbst achtend, achte ich auf andere.“ Ich mache mir bewusst, wie ich auf andere Menschen reagiere, wie ich diese beurteile, welches Programm in mir abläuft. Und dann fällt es leicht auf den Anderen zuzugehen. Ihn als für mich wichtigen Partner wahrzunehmen.

Das Thema wollen wir in diesem Jahr weiter diskutieren. In der Jubiläumswoche der evangelischen Kirche zum 50-jährigen Bestehen der Gemeinde wird die mann!schafft mit dem Thema „ich und du“ den Auftaktgottesdienst am 9.9.12 um 09:30 Uhr gestalten. Und als Kontrastprogramm zeigen wir am Vorabend Samstag, den 8.9. um 20 Uhr den Film „Cast Away“ im Gemeindehaus. (RL)