ich und du - Gemeinschaft leben

Zum Auftakt der Festwoche zum 50. Jahrestag der Gründung der ev. Kirche in Herxheim - genau zum Jahrestag am 9.9.12 -  gestalteten wir einen Gottesdienst zum Thema mit Ton, Bildern und Dialog - hören Sie zu, schauen Sie rein, lesen Sie mit - siehe unten.

Vorbereitet hatten wir dies in mehreren Gesprächen, u.a. ein Frühstücksgespräch zum Thema ich und du - hier steht mehr dazu.

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Gemeinschaft - Stimmencollage - (c) Gerd Fink
Was ist Gemeinschaft das hat Gerd Menschen gefragt - Hören Sie rein.
Stimmencollage Gemeinschaft.mp3
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Dialogpredigt und Gottesdienstablauf (pdf)
Dialog_Ich-und-Du-Sven-Christian-Roland.
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Was macht Gemeinschaft aus? Das war das Thema beim Eröffnungsgottesdienst der 50-Jahr-Feier der ev. Kirche Herxheim am 9.9.2012, den die mann!schafft gestaltete. „Gemeinschaft ist, wenn man mehr isst, als man essen wollte“, war erst einmal eine spontane Antwort, die auch das vielfältige Zusammenleben in Herxheim in Vereinen, in Familien, in Gemeinden bei Festen und geselligem Zusammensein charakterisiert. Aber Gemeinschaft ist gerade dann, wenn 1 plus 1 mehr als 2 ergibt. Weil man von den anderen lernt, mit den Mitmenschen mehr zustande bringt, als wenn man es alleine machen würde.

Dieser Auftaktgottesdienst unter dem Motto „ich und Du – Gemeinschaft leben“ war diesmal etwas anders durch die Männer der mann!schafft gestaltet worden. Statt dem Orgelauftakt wurde in die stille Kirche eine Toncollage von Stimmen eingespielt, die das Thema Gemeinschaft mit Herxheimer Stimmen variierte. Gerd Fink hatte in den Wochen zuvor mit seinem Mikrofon O-Töne von Gemeindemitgliedern eingefangen. In diese Toncollage stimmte dann die Orgel von Paul Witzel ein.

Hinter dem Altar waren Porträts von vielen Gemeindemitgliedern in einem großem Wandbild zusammengestellt, als Sinnbild für unsere Unterschiedlichkeit, von der wir alle gemeinsam zehren - unterschiedliche Talente, Charaktere, Kompetenzen, Fertigkeiten.

„Im Schiff, das sich Gemeinde nennt, muss eine Mannschafft sein, sonst ist man auf der weiten Fahrt verloren und allein. Ein jeder stehe, wo er steht, und tue seine Pflicht; wenn er sein Teil nicht treu erfüllt, gelingt das Ganze nicht.“ so das gemeinsam gesungene Lied.

Simon Lentz las den Bibeltext „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.". Christian Roth, Roland Lentz und Sven Keller beleuchteten dann das Thema Nächstenliebe in einem offenen Dialog. Erst einmal ist sich ja jeder selbst der Nächste und die Bibelstelle ziemlich theoretisch. Man brauche sich nur die Ereignisse von Griechenland, die Finanzkrise oder Arbeitsbedingungen ansehen. Sogar in einer christlichen Gemeinde werde viele ausgegrenzt: „Das ist doch kein Herxemer“ und wenn man ausgrenze, liebe man den Nächsten nicht in seiner Unterschiedlichkeit.

Aber wenn man genau hinschaut, sieht man doch mehr Nächstenliebe. Denken wir nur an große Nachbarschaftshilfe in Herxheim. Ohne sie geht gar nichts. Schon als ganz kleines Kind wird man in eine Gemeinschaft geboren, von der man mehr empfängt, als man am Anfang geben kann. Man lernt die Sprache, soziales Verhalten. Man findet Freunde und damit Mut.

Die mann!schafft ist ein gutes Beispiel wie dann das Zusammensein mehr ergibt. Der eine kann gut Handwerken, der andere schreibt flink wie eine Maus unsere Webpage, der nächste kann gut Freizeiten organisieren, ein anderer kennt sich total gut mit Jazz-Musik aus, der eine ist gesellig, der andere ein guter Zuhörer und Ratgeber, manche sind eher ausgleichend.

Das kann nur gut funktionieren, wenn man auf den anderen achtet, ihn schätzt. Und das muss man ganz aktiv praktizieren. „Mal Gott den guten Mann sein lassen“ – wenn man meinen einen Konflikt zu sehen. Und wichtig ist, so das Fazit, Kirchgang ersetzt keine aktive Nächstenliebe.

Gemeinschaft braucht Orte der Begegnung. Unsere Kirche, die 50 geworden ist, ist so ein Ort. Hier begegnen wir uns nicht nur beim Gottesdienst, sondern hier gestalten wir auch gemeinsames Leben, in den verschiedenen Gruppen wie den Peas, „Frau zu Frau“, Konfirmanden und natürlich der mann!schafft.

 

„Die Frage nach dem höchsten Gebot

34 Als aber die Pharisäer hörten, dass er den Sadduzäern das Maul gestopft hatte, versammelten sie sich. 35 Und einer von ihnen, ein Schriftgelehrter, versuchte ihn und sprach: 36 Meister, welches ist das höchste Gebot im Gesetz? 37 Jesus aber antwortete ihm: "Du sollst den HERRN, deinen Gott , lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt." 38 Dies ist das höchste und größte Gebot. 39 Das andere aber ist dem gleich: "Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst." 40 In diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten.“ (Matthäus 22, 33 – 40)

 

Dialog zum Thema Nächstenliebe - Sven, Christian, Roland

 

ROLAND: Was fällt einem als erster Gedanke ein? Hört sich ziemlich unrealistisch an mit dieser bedingungslosen Nächstenliebe . Wenn man sich so umschaut, da ist sich doch jeder selbst der Nächste. Wenn ich aktuell an Griechenland denke: Da war ich gerade im Urlaub. Du sollst deinen Griechen lieben wie dich selbst. Ich zahle bis 67 massiv Steuern als Gehaltsempfänger, dass der Grieche mit 58 in die Rente geht, selbst keine Steuern für die Gemeinschaft zahlt. Das ist doch ein Beispiel dafür, dass die Nächstenliebe sogar in sehr christlichen Gemeinschaften nicht funktioniert. Auch nicht bei griechischem Wein und strahlendem Sonnenschein. Also, wenn ich mir die Diskussionen in den Zeitungen hier anschaue: nix mit Nächstenliebe, dann lieben wir meine Griechin nicht so wie mich selbst.

SVEN: Das Griechensystem ist doch zum Scheitern verurteilt, bei dieser Steuergeschichte. Wenn der Staat als Gemeinschaft dem Einzelnen nur so das Geld aus der Tasche zieht, muss man sich ja ein paar Steuertricks überlegen. Das macht doch jeder von uns. Oder, wenn man genügend Kohle hat, eine kleine Reise in die Schweiz.

CHRISTIAN: Ja, auch in der Finanzwirtschaft: da ist sich ja jeder selbst der Nächste. Das ist wie im Haifischbecken: wer schnappt sich den größten Brocken? Die Kleinen müssen es ausbaden. Die kommen aus dem Arbeiten nicht mehr raus. Wenn man manchmal hört, was Bekannte und Freunde so aus ihrem Berufsleben berichten: harter Konkurrenzkampf mit Kollegen; Chefs, die Arbeit fast bis zum Umfallen erwarten, egal wie es den Mitarbeitenden geht. Na ja, mit Nächstenliebe im Alltag hat das auch nix zu tun, oder?

SVEN: Apropos Nächstenliebe: sogar in der Familie ist es mit der Nächstenliebe oft nicht so weit her. Man kümmert sich wenig umeinander. Manche Kinder und Jugendliche hängen nur noch am PC und in Facebook. Dort haben sie Hunderte von sogenannten Freunden - aber keinen richtigen. Einen richtigen Freund, den man spüren, riechen, berühren, sehen kann. Manche gehen richtig unserer Gemeinschaft verloren.

ROLAND: Wenn er nicht dazu gehört, dieser Jugendliche, zu seiner Familie oder in die Gemeinde, dann liebt man ihn auch nicht wie den Nächsten. Auch hier in unserer Gemeinde wird viel abgetrennt und abgegrenzt. Kürzlich habe ich auf der Straße ein Gespräch zwischen zwei älteren Männern verfolgt. Da war ein anderer gestorben. Er hatte fast 40 Jahre in Herxheim gewohnt. Aber das Fazit des Gesprächs war: Das war aber kein Herxemer. Der war also noch nicht in der Gemeinschaft einer christlichen Gemeinde richtig als der Nächste angekommen. Schon Wahnsinn!

 

SVEN: Also, so ganz so schlimm ist es ja wieder auch nicht. Manchmal erlebt man doch Freundschaft und Gemeinschaft. Manchmal sind es genau die Kleinigkeiten, die man nicht wahrnimmt. Neulich bin ich mit dem Fahrrad auf die Arbeit gefahren. An dem Kreisel zur B272 hat mir ein LKW Fahrer die Vorfahrt gelassen, obwohl er Vorfahrt hatte. Irgendwie fing mein Arbeitstag viel schöner an.

ROLAND: Ja, man muss nur genau schauen. Auch in Griechenland war ich begeistert, wie viel Liebe mir entgegengebracht wurde. Die Appartmentswirtin hat uns Orangen und selbst gemachte Marmelade geschenkt. Einem Griechen war kein Umweg zu viel, um mich trotz Termindruck noch bis zu meinem Hotel zu bringen, so dass ich nicht 3 km laufen musste. Wenn man genau hinguckt: da sieht man viele Sachen die andere für einen machen.

CHRISTIAN: Ja viele sind doch auch heute steuerehrlich. Sie sind davon überzeugt, dass sie mit den Steuergeldern Einrichtungen für die Gemeinschaft finanzieren: Kindertagesstätten, Straßen und noch viel mehr. Manche geben sogar freiwillig mehr – spenden Geld. Oder Sie bringen sich persönlich in der Gesellschaft ein. Viele von Ihnen haben sicher schon mit Spenden diakonische Einrichtungen, hungernden Menschen oder auch unserer Kirchengemeinde geholfen, oder einfach durch Muskelkraft oder Kuchenbacken unterstützt. Da wird doch Nächstenliebe gelebt!

 

ROLAND: An den ganzen Beispielen sieht man doch, dass ohne Nächstenliebe – Akzeptanz für den Nächsten – vieles gar nicht in unserer Gesellschaft gehen würde. Schon als ganz kleines Kind wird man in eine Gemeinschaft geboren, von der man mehr empfängt, als man am Anfang geben kann. Die größte Liebe kommt erstmals von Mutter und Vater. Aber auch Verwandte und Lehrer und Freunde spielen so eine große Rolle: man lernt die Sprache, soziales Verhalten. Man findet Freunde und damit Mut.

CHRISTIAN: Ja, in der Familie funktioniert es meistens ganz gut mit der Nächstenliebe – wenn alle auch noch etwas Geduld mitbringen. Ich habe gehört, Ehepartner sollen gesünder sein und länger leben. Und es gibt ja auch ganz viele Großeltern, die sich liebevoll um ihre Enkel kümmern, erwachsene Kinder, die ihre kranken Eltern betreuen, Väter und Mütter, die die Zeit mit ihren Kindern in ihrem Leben an die erste Stelle stellen.

SVEN: Sehr viele Kinder und Jugendliche engagieren sich in der freiwilligen Feuerwehr, dem Roten Kreuz, DLRG, Pfadfindern oder der Kirche. Viele der Jugendlichen die heute im kleinen Rahmen Verantwortung übernehmen, werden später zu den wichtigen Stützen solcher Organisationen. Oder, Kinder und Jugendliche treten für benachteiligte Mitschüler ein, ohne dass es in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird.

CHRISTIAN: Mir fallen da noch die ehrenamtlich organisierte Aktion Essen auf Rädern ein oder die Rollstuhlgruppe im Altenzentrum. Was wäre das ein Riesenverlust an Lebensqualität, wenn die betreuten Menschen auf liebevolle Gemeinschaft verzichten müssten!

ROLAND: All dies geht ja nur, weil wir uns gegenseitig viel geben, ohne immer nur auf den eigenen Vorteil bedacht zu sein. Wenn sich der Einzelne nicht in den Mittelpunkt stellt und einfach für die Gemeinschaft wirkt.

CHRISTIAN: Wir haben viele Talente in unserer Mann!schafft. Der eine kann gut Handwerken, der andere schreibt flink wie eine Maus unsere Webpage, der nächste kann gut Freizeiten organisieren, ein anderer kennt sich total gut mit Jazz-Musik aus, der eine ist gesellig, der andere ein guter Zuhörer und Ratgeber, manche sind eher ausgleichend. Und es gibt sicher viele weitere verborgene Talente.

Das ist eine tolle Gemeinschaft: das alles nützt: dann ist 1 + 1 nicht zwei, sondern mehr als zwei.

 

SVEN: Ja, und das Schönste an vielen unserer Gemeinschaften – ein wichtiger Aspekt – ist das gemeinsame Feiern oder Essen. Jeder bringt was mit und teilt. Da schmeckt es am besten. Wie hat Tobias gesagt, Gemeinschaft ist, wenn man mehr isst, als man essen wollte.

 

CHRISTIAN: Warum praktizieren Menschen Nächstenliebe? Woher kommt der Gemeinschaftssinn? Das ist zum Einen unser christlicher Glaube. Im Predigttext haben wir von den höchsten Gebot gehört: Die Liebe zu unserem oder unserer Nächsten ist genauso wichtig, wie die Liebe zu Gott. Ist es allein dieses Gebot, warum wir den anderen Lieben? Ist es ein Anstoß? Kann es nicht hier und heute ein Anstoß sein, nachzufühlen, was es ist, das unseren Blick auf den Nächsten lenkt?

ROLAND: Nun gibt es aber auch Menschen, die nicht dem christlichen Glauben angehören, oder Menschen, die nicht glauben können oder möchten, und trotzdem im Alltag immer wieder spüren lassen, wie sie den Nächsten oder die Nächste lieben. Woher kommt das? Bei der Familie scheint es irgendwie in uns drin zu sein. Mutterliebe, Elternliebe: das bekommen die meisten mit in die Wiege gelegt.

SVEN: Was treibt einen Mensch im Ehrenamt zu seinem Handeln an? Sind es die eigenen Ziele und Machtpositionen, ist es die Liebe zu seinem Mitmenschen oder zu Gott? Oder ist es eine Mischung aus vielerlei Gründen? Interessant ist in diesem Zusammenhang, den Anfang des Predigttextes nochmals zu lesen: „34 Als aber die Pharisäer hörten, dass er den Sadduzäern das Maul gestopft hatte, versammelten sie sich. 35 Und einer von ihnen, ein Schriftgelehrter, versuchte ihn und fragte: 36 Meister, welches ist das höchste Gebot im Gesetz? (Anmerkung: Jetzt soll Jesus provoziert werden.) 37 Jesus aber antwortete ihm: «Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt.“

Jesus geht auf die Provokation nicht ein. Er stellt die Machtfrage gegenüber der Frage: aus Liebe.

Durch meinen persönliches Einbringen in einer Gemeinschaft, unter diesem Gesichtspunkt , aus Liebe, fließt viel zurück z.B. an Erfahrung und Begegnung. Dies verändert dann wiederum meinen Erfahrungshorizont. Ich wachse als Person. Das ICH geht nicht ohne das DU.

CHRISTIAN: „Liebe deinen Nächsten, wie dich selbst“, sagt Jesus. Selbstliebe ist Voraussetzung für Nächstenliebe, wer sich selbst mit seinen Stärken und Schwächen lieben kann, kann genau so auch den Nächsten lieben, auch mit seinen Stärken und Schwächen. Damit wird uns schon was abverlangt: müssen wir eigentlich erst mal an den Nächsten denken, bevor wir an uns denken? Oder kommt die Selbstliebe zuerst?

ROLAND: Das ist mir ein bisschen zu selbstverliebt. Ich bin der selbstverliebte Pfau, der andere liebt. Im Buddhismus habe ich was gefunden, das den Satz von Jesus für mich verständlicher macht: Abgewandelt heißt es dort „Auf mich selbst achtend, achte ich auf andere“. Ich habe früher immer gedacht, ich liebe mich selbst. Ich mache es mir schön. Und dann liebe ich die anderen. Ich habe diesen Satz „Auf mich selbst achtend, achte ich auf andere“ jetzt besser verstanden. Es geht nicht darum, dass ich mich selbst liebe. Was bin ich für ein toller Hecht. Sondern darauf achte, was mich bewegt und antreibt, wenn ich auf andere achte. Ich will vielleicht selbst geliebt werden, genau wie alle anderen auch. Man muss darauf achten, wie man auf andere reagiert, was sind die eigenen Motive.

Sven: Genau: die Nächstenliebe ist uns nicht in die Wiege gelegt, aber Jesus macht darauf aufmerksam mit dem höchsten Gebot. Dass wir uns um die Nächstenliebe mindestens genauso aktiv gut kümmern müssen, wie um die Liebe zu Gott. Platt gesagt: Kirchgang, Kirchenlied, Gebet ersetzt keine aktive Nächstenliebe. Und in der Nächstenliebe wird auch die Liebe zu Gott sichtbar. Beides gehört zusammen. Im

1. Johannes 4 Vers12 steht: Wenn wir uns untereinander lieben, so bleibt Gott in uns, und seine Liebe ist vollkommen.

 

ROLAND: Was braucht eigentlich eine Gemeinschaft. Zum Ersten bedeutet Nächstenliebe, den anderen so zu schätzen, wie er ist – auch mit seinen Schwächen. Da müssen wir genau hinschauen und nicht vorher urteilen. Wir kennen doch alle unsere Schwächen. Manche sind aufbrausend, weil überfordert. Andere wirken kühl, aber sind nur zurückhaltend, weil unsicher. Wenn man genau hinschaut, sieht man in vielem den Keim von sehr viel Gutem.

Dann sollte man zum Zweiten die eigene Begrenztheit akzeptieren. Wenn ich es schaffe, meine Begrenzungen zu akzeptieren und mir von dem Nächsten helfen zu lassen, entlaste ich die Gemeinschaft. Es dreht sich nicht mehr alles um mich.

CHRISTIAN: Wichtig ist auch der Vergebung. Wo Menschen sich einbringen, werden auch Fehler gemacht. Dies ist einfach menschlich. Vielleicht kann mein Mist zum Dung werden, auf dem Gott etwas Schönes wachsen lässt. Es ist einfach befreiend, wenn mir meine Fehler vergeben werden. Und natürlich auch ich die Fehler anderer und auch meine eigenen verzeihen kann.

SVEN: Wir brauchen für die Gemeinschaft Menschen, die sich mit ihrem Menschsein einbringen. Mit ihren Stärken und ihren Schwächen. Die den Blick für den Nächsten nicht verschließen.

ROLAND: Wichtig ist auch, Konflikte auszuhalten. Konflikte sind einfach normal. Durch unsere unterschiedlichen Ansichten oder auch unsere Biographie haben wir unterschiedliche Wert- und Zielvorstellungen. Diese können zu Konflikten führen. Es ist wichtig für die Gemeinschaft, dies ansprechen zu können. In einem solchen Prozess, in dem es keine Gewinner oder Verlierer geben darf, kann die Gemeinschafft wachsen, beziehungsweise neue Wege gehen.

 

CHRISTIAN: Unterschiedlichen Talenten und Schwächen begegnen wir auch in der Kirche. Für was braucht es eigentlich diese Kirche? "Du sollst lieben Gott, deinen HERRN, von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüte."

Heißt das nun, dass wir nur Gott alleine lieben und in den Mittelpunkt unseres Lebens stellen sollen?

Gerade das ist nicht gewollt. Die Liebe Gottes zu den Menschen und die Sorge um ein liebevolles Miteinander hören wir bei Matthäus gleich einen Satz später: „Das andere aber ist ihm gleich: ‚Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.‘“

Hier, in unserer Kirchengemeinde, steckt – auch, wenn es nicht immer nur gleiche Ansichten gibt – viele Gemeinschaft drin: Gemeinschaft, die im Gottesdienst, in einzelnen Gruppen und auch zwischen Menschen gepflegt wird, die sich hier in unserer Protestantischen Kirchengemeinde Herxheim, in diesem Gebäude oder darum herum kennengelernt haben.

SVEN: Gemeinschaft braucht Orte der Begegnung. Unsere Kirche ist so ein Ort. Hier begegnen wir uns nicht nur beim Gottesdienst, bei der Liebe zu Gott, sondern hier gestalten wir auch gemeinsames Leben.

CHRISTIAN: Für die Gottesdienstgemeinde, für die Konfirmandinnen und Konfirmanden, für Frau zu Frau, für die Peas, die Mann!schafft und für viele mehr ist dieses Kirchengebäude zu einem Ort der Gemeinschaft geworden: mit Gott und Menschen.

SVEN: Vor 50 Jahren gebaut und eröffnet, immer weiter gewachsen, angebaut, umgebaut und zugebaut. Dazu der Bauwagen, die Kirchenscheune. In all diesen Räumen begegnen wir dem Nächsten von Angesicht zu Angesicht. Und es wird sichtbar: wo Gemeinschaft lebt, gibt es immer Veränderungen. Diese Kirche ermöglicht es uns, hereinzukommen und gleichzeitig nach außen zu sehen, was um uns herum wächst und wo es noch unserer Hilfe und Nächstenliebe bedarf. Möge dieses Kirchengebäude noch viel zu fruchtbringender Gemeinschaft mit Gott und den Menschen beitragen.